Be-Deutungs-Hintergrund klassischer Märchen
Ich bin überzeugt, dass in diesen uralten Überlieferungen weit mehr Lebensweisheit übermittelt wird, als nur die vordergründige „Kinder-Geschichte“.
Aus der Märchenforschung wissen wir, dass diese Erfahrungen in der Großfamilie, Dorfgemeinschaft, Sippe weitergegeben wurden und dass sich dabei jeder, seinem Alter entsprechend einen eigenen Nutzen daraus gezogen hat.
Man kann, ohne große Analyse, jedes echte Märchen auf zwei verschiedene Weisen betrachten: Die subjektorientierte, wobei man sich mit einer handelnden Person identifiziert, als Kind meist mit dem Helden oder der Heldin. Als älterer Mensch mag einem die sorgenvolle Mutter oder die weise Hexe näherstehen.
Man kann aber auch, ähnlich wie manche Traumdeutung, jede der handelnden Anteile als Teil seiner selbst betrachten, eben die objektorientierte Betrachtungsweise: Ich bin sowohl der junge Held, der ins Abenteuer drängt, wie auch die sorgenvolle Mutter, die nicht weiß, was da auf mich zukommt, und auch der wilde Wolf, dem die herrschende Ordnung völlig egal ist….
Und wie bei einer Torte, gibt’s auch da verschiedene Teilstücke der Erkenntnis, jedes hat seinen Wert, keines spiegelt die ganze Wahrheit wider. So sind auch meine Blicke „dahinter“ nur einzelne Möglichkeiten von vielen anderen Blickwinkeln und beanspruchen weder Vollständigkeit noch letzte Erkenntnis.
Vielleicht entdeckt Mancher die Lust, einzelne Gedanken weiterzuspinnen oder andere Bedeutungen herauszufinden.